Wäre es nicht toll, wenn Funktionen und Tools, die sich anderswo schon bewährt haben, auch Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einfach zur Verfügung stünden? Damit Ihre Teams neue Ideen schneller umsetzen können und nicht jedesmal das Rad neu erfinden müssen – denn: Viele Anwendungsfälle und ihre Lösungen sind mehrfach erprobt und werden bereits produktiv bei anderen Unternehmen und Organisationen eingesetzt? Open-Source, das wäre ein tolle Lösung! Aber Microsoft und Open Source, das ist ja wie Wasser und Feuer! Sowas bietet der Weltkonzern doch niemals an, oder?

Doch. Die PnP-Initiative (Patterns and Practices) ist solch ein von Microsoft unterstütztes Open-Source-Projekt. Es richtet sich an Entwickler, Administratoren und Power User, die ihre täglichen Aufgaben effizienter, konsistenter und nachhaltiger gestalten möchten.

Doch was genau steckt hinter PnP – und wie lässt sich das Konzept konkret in der Praxis einsetzen?

Was ist PnP?

PnP (Patterns and Practices) ist eine Community-getriebene Sammlung von Tools, Vorlagen, Frameworks und Best Practices für die Entwicklung und Administration in Microsoft 365 und SharePoint Online. Die Initiative wird aktiv von Microsoft unterstützt und durch eine engagierte Entwicklergemeinschaft weltweit weiterentwickelt.

Im Fokus stehen wiederverwendbare Komponenten, die typische Herausforderungen in Microsoft-365-Projekten adressieren – z. B. beim Site-Provisioning, Berechtigungsmanagement, bei Design-Anpassungen oder bei der Automatisierung von Verwaltungsprozessen.

Zielsetzung: Wiederverwendbarkeit und Standardisierung

Das Ziel von PnP ist es, bewährte Lösungsansätze bereitzustellen, damit Organisationen:

  • nicht bei null beginnen müssen
  • Zeit sparen
  • Fehler vermeiden
  • konforme und wartbare Lösungen erstellen können

Anstatt individuelle Einzellösungen zu bauen, greifen Entwickler und Admins auf standardisierte, gut dokumentierte Bausteine zurück. Diese Bausteine lassen sich flexibel anpassen und in bestehende Prozesse integrieren.

Wo kommt PnP zum Einsatz?

PnP bietet eine breite Palette an Technologien und Tools, die in verschiedenen Bereichen der Microsoft-365-Entwicklung Anwendung finden:

PnP PowerShell

Ein leistungsstarkes Modul, das Cmdlets für die Verwaltung und Automatisierung von Microsoft 365 und SharePoint Online bereitstellt. Es eignet sich ideal für wiederkehrende Aufgaben wie das Anlegen von Sites, das Zuweisen von Berechtigungen oder das Hochladen von Vorlagen.

PnP Provisioning Engine

Mit der Provisioning Engine lassen sich standardisierte Sites, Bibliotheken, Navigationselemente oder Branding-Elemente automatisiert erstellen – auf Basis deklarativer XML- oder JSON-Vorlagen.

SharePoint Framework (SPFx)

Für die clientseitige Entwicklung von Webparts, Erweiterungen oder kompletten Anwendungen steht PnP als Ergänzung zum SharePoint Framework zur Verfügung – z. B. durch PnP JS (eine JavaScript-Bibliothek) oder wiederverwendbare React-Komponenten.

CLI for Microsoft 365 (CLI M365)

Dieses plattformunabhängige Tool ermöglicht das Management von Microsoft-365-Komponenten direkt über die Kommandozeile – unabhängig vom Betriebssystem und vollständig scriptfähig.

PnP Modern Search

Ein Framework zur Erstellung benutzerdefinierter Suchlösungen in SharePoint Online, das auf dem SPFx basiert und hochgradig konfigurierbar ist.

Community und Weiterentwicklung

Ein wesentliches Merkmal von PnP ist die starke Verankerung in der Community. Entwickler und Microsoft-Mitarbeitende arbeiten gemeinsam an der kontinuierlichen Weiterentwicklung. Neue Anforderungen aus realen Projekten fließen regelmäßig ein, was PnP besonders praxisnah macht.

Microsoft hostet regelmäßig Community-Calls, in denen Neuerungen vorgestellt, Use Cases diskutiert und offene Fragen beantwortet werden. Der Quellcode vieler PnP-Komponenten ist auf GitHub öffentlich zugänglich – inklusive ausführlicher Dokumentation, Beispielprojekten und Contribution-Guidelines.

Vorteile von PnP im Überblick

  • Zeitersparnis durch wiederverwendbare Vorlagen und Automatisierung

  • Konsistenz bei der Erstellung von Sites, Workflows oder Berechtigungen

  • Skalierbarkeit durch deklarative Bereitstellung und scriptgesteuerte Abläufe

  • Governance durch einheitliche Standards und zentrale Steuerung

  • Community-Support mit direktem Zugang zu Microsoft-Experten

PnP in der Praxis: Ein Beispiel

Ein IT-Team möchte innerhalb eines großen Unternehmens regelmäßig neue Kommunikationssites für Fachabteilungen bereitstellen – mit vordefiniertem Layout, Navigationsstruktur, Berechtigungen und Branding.

Anstatt jede Site manuell zu erstellen, setzt das Team auf die PnP Provisioning Engine. Die gesamte Struktur wird einmalig als Vorlage definiert. Die Bereitstellung erfolgt anschließend automatisiert über PnP PowerShell, was den Prozess auf wenige Minuten reduziert. Änderungen am Standarddesign lassen sich zentral anpassen und bei Bedarf auf bestehende Sites anwenden.

Fazit: Ein starker Partner für moderne Microsoft-365-Entwicklung

Mit PnP (Patterns and Practices) steht Unternehmen und Entwickelnden ein wertvolles Werkzeugset zur Verfügung, um den steigenden Anforderungen an Effizienz, Standardisierung und Automatisierung gerecht zu werden. Die Initiative vereint technisches Know-how, praxiserprobte Ansätze und die Innovationskraft der Community – und ist damit ein essenzieller Baustein für moderne, nachhaltige Microsoft-365-Projekte.

Ob für die tägliche Verwaltungsarbeit, die Entwicklung von Lösungen oder die Etablierung von Governance-Strukturen – PnP liefert die passenden Werkzeuge und Methoden, um Projekte schneller, sicherer und professioneller umzusetzen.

Tipp: Wer tiefer einsteigen möchte, findet auf https://pnp.github.io/ alle relevanten Ressourcen, Dokumentationen, Beispielprojekte und Community-Events rund um Microsoft 365 PnP.

✅ PnP-Checkliste für Microsoft 365-Projekte

Vorbereitung:

  • Zielsetzung definieren: Was soll automatisiert oder standardisiert werden?

  • Microsoft 365 Tenant-Zugriff mit ausreichenden Rechten sichern

  • Entwicklungsumgebung einrichten (PowerShell, Node.js, Git, etc.)

Tool-Auswahl & Einrichtung:

  • PnP PowerShell installieren (Install-Module PnP.PowerShell)

  • CLI for Microsoft 365 installieren (npm install -g @pnp/cli-microsoft365)

  • SPFx-Umgebung aufsetzen, falls clientseitige Entwicklung nötig ist

  • Zugriff auf GitHub-Repos prüfen (z. B. https://github.com/pnp)

Implementierung:

  • Provisioning-Vorlagen definieren (XML/JSON)

  • Skripte für Site-Provisionierung und Berechtigungsmanagement schreiben

  • Wiederverwendbare Komponenten aus PnP JS oder SPFx nutzen

  • Governance-Vorgaben und Unternehmensrichtlinien berücksichtigen

Test & Rollout:

  • Testlauf in Dev-/Test-Umgebung durchführen

  • Rollout-Prozess dokumentieren

  • Automatisierte Fehlerprotokollierung integrieren

  • Nach dem Rollout: Regelmäßige Wartung & Updates der PnP-Komponenten einplanen

Community & Weiterbildung:

  • An Community Calls teilnehmen (PnP Weekly / Monthly)

  • GitHub-Projekte beobachten und ggf. mitwirken

  • Dokumentation aktuell halten und Wissen im Team teilen